Nachruf auf Guido Schilling, 17.3.1939 – 30.8.2024
Unser SASP-Ehrenmitglied Guido Schilling ist am 30. August 2024 im Alter von 85 Jahren verstorben. Damit verliert die Schweizer Sportpsychologie ihren Doyen.
Guido Schilling kam in Basel zur Welt. Nach dem Gymnasium verbrachte er ein Austauschjahr in den USA, wo er an einem College in Williamstown (Mass.) als Leichtathlet in der Hochschulmannschaft aktiv war. Zurück in der Schweiz, studierte er Turn- und Sportlehrer an der ETH und Psychologie an der Universität Zürich. Für seine Dissertation mit dem Titel 'Zur Auswahl von Linienpiloten', die er 1967 abschloss, arbeitete er bei der Swissair, was ihm die Möglichkeit eröffnete, im Jahr 1965 nach Rom an den ersten internationalen Kongress für Sportpsychologie zu fliegen, wo er die damals führenden Personen aus dem Feld traf.
Die erfolglose Schweizer Delegation an den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1964 führte dazu, dass der damalige Schweizerische Landesverband für Sport Guido Schilling 1968 damit beauftragte, eine Konzeption für die Trainerausbildung zu entwickeln. So kam er an die Eidgenössische Turn- und Sportschule Magglingen, wo er ab 1970 fest angestellt war und auch den Bereich Sportpsychologie aufbaute. Die Trainerlehrgänge leitete er bis 1979, danach war er für den Bereich Medien zuständig und wurde 1983 Vizedirektor. 1985 wurde er Leiter der Turn- und Sportlehrerausbildung an der ETH Zürich und baute dort eine Forschungs- und Beratungsstelle für Sportpsychologie auf. 2001 trat er in den Ruhrstand und arbeitete als selbstständiger Sportpsychologe. Die letzten Jahre verbrachte er in der Residence au Lac in Biel.
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie, die Guido Schilling 1969 in Zusammenarbeit mit Sportmedizinern gründete, war auch bereits Gründungsmitglied der FEPSAC, der Fédération Européenne de Psychologie des Sports et des Activités Corporelles, und Guido wurde als Vertreter der Schweiz in den Vorstand gewählt. Von 1970 war er Generalsekretär und von 1975 bis 1983 Präsident der FEPSAC. Von 1985 bis 1989 war er zudem Mitglied im Managing Council der ISSP, der International Society of Sport Psychology.
Das Guido Schilling als früher Pionier der Sportpsychologie sich bald einen internationalen Namen machte, lag vor allem auch an seinem Geschick als Organisator. So organisierte er 1972 in Magglingen ein internationales Symposium mit dem programmatischen Titel "Sportpsychologie – wofür?". Es ging um die Rolle der Psychologie in Hochschulen und im Sport – auch heute noch zwei zentrale Felder, in denen Sportpsychologinnen und Sportpsychologen tätig sind. Er war an verschiedenen Büchern als Herausgeber beteiligt, unter anderem an dem deutschsprachigen Werk "Praxis der Psychologie im Leistungssport" im Jahr 1979. Zum Abschluss seiner Präsidentschaft in der FEPSAC, organisierte er 1983 den VI. Europäischen Kongress für Sportpsychologie in Magglingen.
In seiner Zeit an der ETH Zürich betreute Guido Schilling zahlreiche Dissertationen und Diplomarbeiten zu sportpsychologischen Fragestellungen, von denen viele in der von ihm begründeten Schriftenreihe der Gesellschaft zur Förderung der Sportwissenschaften an der ETH Zürich veröffentlicht wurden.
1987 gab sich die SASP, bislang eine eher lose Arbeitsgruppe, unter Guido Schillings koordinierender Leitung die Rechtsform eines Vereins und konnte dadurch Gründungsmitglied der FSP werden. Guido Schilling wurde für seine langjährigen Verdienste um die Sportpsychologie in der Schweiz zum ersten Ehrenmitglied des SASP ernannt. Daneben erhielt er den Honor Award der ISSP und die Ehrenmitgliedschaft der FEPSAC.
Zahlreiche Weggefährten behalten Guido als charmante, humorvolle Person in Erinnerung. Die SASP wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren und entbietet seiner Familie ihr tief empfundenes Beileid. Der Vorstand der SASP und Roland Seiler (Ehrenmitglied)
Der Vorstand der SASP und Roland Seiler (Ehrenmitglied)